Letztes Wochenende unternahm ich eine Reise
in die Vergangenheit. Zu meinen Wurzeln. Und die liegen im damaligen
Sudetenland im Erzgebirge. Heute gehört es zur Tschechei zu Tschechien.
Von meiner Oma hörte ich viele Geschichten
„aus der Heimat“. Wie sie gelebt haben,
von ihrer geliebten Kuh „Nelke“, von den 1000 Verwandten dort, von denen
keiner mehr da lebt, vom meterhohen Schnee
im Winter, den weiten Wegen, die sie täglich zurücklegen mussten. Immer
steil bergauf und bergab. Sie erzählte viel von dem örtlichen Konsum, in dem sie die jüngste
Geschäftsführerin wurde. Und das, obwohl ihr Vater ihr verbot, weiter die
Schule zu besuchen. Ihr Lehrer sprach extra mit dem Vater, sagte, sie sei so
intelligent und wissbegierig, sie solle doch weiter in die Schule dürfen, aber
mein Urgroßvater war der Meinung, eine Frau müsse kochen, bügeln und einen
Haushalt schmeißen können. Nicht mehr und nicht weniger.
Es war ein hartes Leben, beinahe wäre sie
nach Auschwitz deportiert worden, sie wurde aus „ihrem“ Konsum abgeführt. Aber
der Zug nach Auschwitz war voll. Gott sei Dank! Sonst gäbe es mich heute sicher
nicht.
Meine Mutter wurde dort in Nickelsdorf, dem
heutigen Mikulovice (Nová Ves v Horách) geboren.
Später, mein Opa lernte meine Mama gar nicht
mehr kennen, da er im Krieg fiel, zog meine Oma mit meiner Mama ins Pfarrhaus,
um dort als Haushälterin zu arbeiten. Der Pfarrer muss ein unheimlich böser und
herrschsüchtiger Mann gewesen sein, wie ich vielen Erzählungen entnahm. Viel
ist von dem Pfarrhaus und der Kirche nicht mehr übrig, aber sie restaurieren
wohl momentan. Wir durften auch reingehen. Hier bei uns wäre das aus Sicherheitsgründen undenkbar!
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Rechts das Pfarrhaus, oben die Kirche |
Aber zurück zum Anfang.
Als wir ankamen, gab es erst einmal ein
offizielles „Heimattreffen“. Mit ein paar der Jüngeren aus meiner Familie (wir
waren zu 13), senkten wir den Altersdurchschnitt ganz schön. Ich war schon
ziemlich genervt, und hatte Angst, dass das die ganzen 3 Tage so weitergehen
würde. Glücklicherweise war dem nicht so. Der offizielle Teil war
glücklicherweise bald zu Ende, bzw. wir brachen in unsere wunderbare Pension
auf.
Pension PRAHA. http://www.penzionpraha.ic.cz/ Inklusive Pizzeria. Nun ja, oder eben,
was man sich dort unter einer Pizzeria wohl vorstellt. Die Zimmer waren
einfach, aber billig. Nennen wir es zweckmäßig. Die Matratzen waren eher
Bretter, auf die Schaumstoff genagelt wurde. Genau konnte ich es nicht
identifizieren. Am Kopfende wurde an die Wand ein Sisalteppich genagelt. Man
muss sich nur zu helfen wissen.
Am nächsten Tag fuhren wir also die Gegend
ab. Die Straße, wo unsere Familie wohnte, die Stelle, wo das Haus stand, die
ganze Gegend. Irgendwie ist das ein Ort, aber auch nicht wirklich. Es ähnelt
einem Kraken! Irgendwie dazu gehören Katharinenberg, Deutschkatharinenberg,
Deutschneudorf, Gebirgsneudorf, etc. pp. Die tschechischen Namen erspare ich
mir. Ganz geblickt habe ich es auch immer noch nicht.
Ich gehe ja auch so gerne auf alte Friedhöfe,
so auch hier. Habe das alte, ziemlich verfallene Grab meiner Ururgroßeltern
besucht. Das Foto meines Ururgroßvaters ist noch ganz gut erhalten.